Sodom und Gomera by Mani Beckmann

Sodom und Gomera by Mani Beckmann

Autor:Mani Beckmann
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9788494150104
Herausgeber: Zech Verlag
veröffentlicht: 2013-06-20T00:00:00+00:00


Der zweite Tag

Katis gestriges Zögern hatte, wie ich mir bereits gedacht hatte, keineswegs den Grund in ihrem lückenhaften Gedächtnis oder dem verschleiernden Konsum irgendwelcher Drogen. Sie wollte nicht reden. Sie war sich noch nicht im Klaren darüber, ob sie mir vertrauen wollte und durfte. Sie hatte sich nun entschieden und hielt deshalb einen einleitenden Monolog:

'Ich werde dir erzählen, was ich weiß. Ich werde dir von dem letzten Abend berichten. Von Julia, Dave und Rosanna. Von Dirk und den Drogen. Vom Professor und den Frauen. Alles, was du wissen willst, soweit ich darüber informiert bin. Ich werde dir all dies genau einmal erzählen und dann nie wieder. Sollte mich irgendjemand fragen, ob du mit mir gesprochen hast, so werde ich dies vehement abstreiten. Ich werde nichts unterschreiben, als Zeugin stehe ich dir nicht zur Verfügung. Mach mit den Informationen, was immer du für richtig hältst. Aber erwarte nicht von mir, dass ich dich dabei unterstütze, irgend jemanden ans Messer zu liefern.'

Wir saßen in der Bar am Taxistand, Kati trank einen café solo, ich einen con leche. Es waren nur Einheimische anwesend, Taxifahrer zumeist, und nur Männer. Aber sie beachteten uns überhaupt nicht. Sie schlürften Kaffee mit gesüßter Kondensmilch aus kleinen Gläsern, aßen tapas, kleine, kalte Häppchen, und unterhielten sich über Fußball. An den Wänden hingen Poster diverser Mannschaften aus Teneriffa. Oder war es immer die gleiche?

'Ist das in Ordnung für dich?' Kati sah übernächtigt aus, sie schien wenig und schlecht geschlafen zu haben. Sie sah aus, wie ich mich fühlte. Ausgelaugt.

Ich nickte, schenkte ihr ein dankbares Lächeln und zündete mir eine Zigarette an. Das Zittern der Hand hatte ich nicht unter Kontrolle.

'Vielleicht sollte ich mit Hauff anfangen', begann Kati und schob mir den Aschenbecher herüber. 'Von seiner Vorliebe für junge und knackige Mädels hast du ja bereits gehört.' Und es sei ja auch nicht gerade so, als bemühe er sich, seine Lust zu kaschieren. 'Es gibt drei Arten von Frauen für ihn: die ersten sind jung, hübsch und naiv, himmeln ihn an und leben oben in der Finca der Templer, stets bereit und verfügbar. Sie sind nett anzuschauen, aber keine wirkliche Herausforderung für unseren bejahrten Don Juan. Er mimt ihnen gegenüber den Religionsführer und Guru, und das reicht, um ihnen die Nässe in den Schritt zu treiben.'

'Kati! Bitte!'

'Tut mir leid, wenn ich für diese Sorte unserer Geschlechtsgenossinnen nicht gerade besondere Sympathie hege. Ich kann Dummheit nicht ausstehen.' Und zu glauben, durch Sex mit einem Sektenchef erleuchtet zu werden, halte sie für ausgesprochen dumm.

Ein deutscher Tourist betrat den Laden, bestellte und bekam einen Milchkaffee und nahm ihn mit nach nebenan in die Saftbar. Kati wartete, bis der Deutsche außer Hörweite war, und fuhr fort: 'Die zweite Sorte himmelt den Professor ebenfalls an, ist ebenso naiv und hörig, leider jedoch nicht so schön und niedlich wie erstere und wird deshalb selten und nur in extremen Notfällen erhört.' Sie deutete auf das Poster der Fußballmannschaft über uns und meinte: 'Im Fußball würde man von Auswechselspielerinnen sprechen. Ein Musterbeispiel hierfür ist Christiane.' Ob ich von ihr schon gehört habe.



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